Porsche Cayenne E-Hybrid im Test: Grünes Gift (2024)

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Autogramm Porsche Cayenne E-HybridGrün hinter den Ohren

Der Porsche Cayenne war auch von Abgasmanipulationen betroffen. Bis es einen wirklich sauberen Dieselantrieb für den SUV gibt, soll ein neuer Plug-in-Hybrid die verbrauchsbewusste Kundschaft ködern.

VonTom Grünweg

Der erste Eindruck: Ein Hauch von Grün. Die Schriftzüge und Bremssättel leuchten im Farbton "Acidgreen" und sind, neben der zweiten Klappe für den Stromanschluss, das einzige Erkennungsmerkmal des Cayenne Hybrid.

Das sagt der Hersteller: Für Porsche entwickelt sich der Plug-in-Hybrid - nicht ganz freiwillig - zur besseren Diesel-Alternative. Nachdem die Schwaben im Zuge des Abgasskandals die alten Selbstzünder vom Markt genommen und die neuen noch nicht hom*ologiert haben, kommt der Hybridantrieb im Modell Panamera in Europa mittlerweile auf einen Verkaufsanteil von 60 Prozent. Nun solle der Plug-in auch im Geländewagen dafür sorgen, dass der Flottenverbrauch nicht ausufert, sagt Baureihenleiter Stefan Fegg. Anders als bei den Plug-in-Hybridmodellen der beiden Vorgänger-Generationen, zuletzt lag der Verkaufsanteil bei zwölf Prozent, setzt Porsche diesmal nicht nur auf Sparsamkeit, sondern auch auf Sportlichkeit. Torben Jacobsen aus dem Entwicklungsteam sagt: "Wir haben uns den Supersportwagen 918 zum Vorbild für die Kombination von Benzin- und E-Motoren genommen." Bei Porsche heißt das nun "E-Performance."

Das ist uns aufgefallen: Elektrisch, nur mit dem Benziner oder mit vereinten Kräften - in welchem Modus der Cayenne unterwegs ist, davon bekommt man im neuen Modell nichts mit. Dank der neuen Regelstrategie arbeiten der V6-Benziner unter der Haube und die in der achtstufigen Automatik integrierte E-Maschine nicht nur harmonischer, sondern vor allem eifriger zusammen. Die E-Maschine kommt jetzt nicht nur beim Kickdown zum Einsatz, oder wenn man im reinen E-Betrieb fährt, sondern so wie beim Panamera und beim 918 Spyder schiebt der Stromer schon vom ersten Meter mit an. Anders als beim Vorgänger darf man das Pedal auch nicht nur streicheln, wenn man rein elektrisch fahren möchte. Denn mittlerweile hat die E-Maschine so viel Kraft, dass sie auch über längere Zeit und bei einem alltäglichen Fahrprofil allein werkelt.

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Autogramm Porsche Cayenne E-Hybrid: Strom statt Diesel

Foto: Porsche

Arbeiten beide Motoren im Team, verhilft der elektrische Booster dem Auto zu einem Punch, wie man ihn sonst nur von einem V8-Diesel kennt. Allerdings passen in diesem Fall die höheren Drehzahlen besser zu Porsche. Dass der Wagen 300 Kilo mehr wiegt als der normale Cayenne mit V6-Benziner, spürt man ebenfalls nicht. Nicht auf der Geraden, weil das Motoren-Tandem so viel Kraft hat, dass die paar Zentner mehr nicht ins Gewicht fallen. Auch nicht in Kurven, weil die neue Allradlenkung den Cayenne virtuell auf das Format des kleineren SUV Macan schrumpfen lässt und sich der Koloss plötzlich überraschend handlich anfühlt.

Wer sich nicht auf die Regie des Bordrechners verlassen will und den Akku während der Fahrt aufladen oder die Akkuladung - etwa für die letzten Kilometer im Wohngebiet - speichern will, der kann selbst eingreifen. Dazu lässt sich das Zusammenspiel von E-Maschine und Benzinmotor entweder auf dem großen Touchscreen regeln, oder per Einstellung am Rändelrad, das Porsche im Lenkrad integriert hat. Oft macht man das vermutlich nicht, denn die automatische Abstimmung funktioniert ganz gut. Zudem lädt das Plastikrädchen auch nicht ein, zuzugreifen. Es fühlt sich ziemlich billig an für so einen wichtigen Schalter.

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Das muss man wissen: Der Cayenne E-Hybrid kommt Ende Mai in den Handel und kostet mindestens 89.822 Euro. Dafür gibt es den SUV mit einem 340 PS starken 3-Liter-V6-Benziner und einer E-Maschine mit 136 PS Leistung sowie einem Pufferspeicher mit 14,1 kWh Speicherkapazität. Wenn der Akku vollgeladen ist, reicht sein Strom für bis zu 44 elektrische Kilometer und drückt den Normverbrauch (der wirklichkeitsfremden Berechnungsformel) auf 3,2 Liter. Im Alltag dürfte der Wert doppelt oder gar dreimal so hoch liegen, doch auch damit wäre das Plug-in-Hybridmodell der sparsamste Porsche aller Zeiten. Der ähnlich starke Cayenne S ohne Hybrid-Modul jedenfalls schluckt gut neun Liter.

Und Sparsamkeit heißt in diesem Falle nicht Bescheidenheit. Doppelt motorisiert schafft der SUV den Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,0 Sekunden und erreicht ein Spitzentempo von 253 km/h. Werkelt nur der Elektromotor, sind immerhin 135 km/h drin.

Zwar plant Porsche noch ein Cayenne-Spitzenmodell mit V8-Benziner und E-Maschine, und vielleicht wird es auch bei uns noch den für China bereits avisierten Plug-in-Hybrid mit Vierzylinder-Benziner geben, doch so ganz wollen die Schwaben auf den Diesel wohl doch nicht verzichten. "Wir wissen noch nicht genau wann und in welcher Konfiguration, aber es wird auch den neuen Cayenne wieder mit einem Selbstzünder geben", sagt Baureihenchef Fegg.

Das werden wir nicht vergessen: Den analogen Kompass, der über dem co*ckpit thront wie auf der Brücke eines Schiffes. Der passt gleich mehrfach zu dem SUV, selbst wenn sich kaum ein Cayenne-Fahrer dorthin wagen wird, wo man wirklich auf einen Kompass angewiesen wäre. Denn die Nadel in diesem verdammt dicken Schiff zeigt, dass bei diesem Auto in Sachen alternativen Antrieben zumindest die Richtung stimmt.

Hersteller:Porsche
Typ:Cayenne E-Hybrid
Karosserie:SUV
Motor:V6-Benziner plus E-Maschine
Getriebe:Achtgang-Automatik
Antrieb:Allrad
Hubraum:2.995 ccm
Leistung PS:340 PS
Leistung kW:250 kW
Leistung PS (E-Motor):136 PS
Leistung kW (E-Motor):100 kW
Drehmoment:450 Nm
Drehmoment (E-Motor):400 Nm
Von 0 auf 100:5 Sek.
Höchstgeschw.:253 km/h
Verbrauch (ECE):3,2 Liter
CO2-Ausstoß:72 g/km
Kofferraum:645 Liter
umgebaut:1.610 Liter
Gewicht:2.295 kg
Maße:4918 / 1983 / 1696
Preis:89.822 €
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Author: Zonia Mosciski DO

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