Unknown 9: Awakening im Test - Sleeperhit oder Midbudget-Flop? (2024)

Unknown 9: Awakening

Unknown 9: Awakening ist der Startschuss für ein groß angelegtes Crossmedia-Universum, dessen Mythologie gut durchdacht ist. Aber kann der Startschuss das Interesse wirklich wecken, oder schlafen uns dabei die Füße ein? Das klären wir im Test zum ersten Spiel.

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vonKai Schmidt

Gesendet 17. Oktober 2024 16:01

.Mit Unknown 9: Awakening soll ein crossmediales Universum starten, das neben dem aktuellen Spiel auch weitere Mobile-Spinoffs, Podcasts, Comics und sogar eine Serie umfassen soll. Ganz schön mutig, so weit im Voraus zu planen, ohne die Reaktion der Community abzuwarten. Den Vorverkäufen und dem allgemeinen Interesse nach zu urteilen sieht es derzeit nämlich alles andere als rosig aus für die Zukunft dieser am Reißbrett vorgeplanten Reihe. Das ist schade, denn im Konzept des Unknown 9-Universums steckt eine Menge Potenzial in Form der detaillierten Mythologie, die man sich dafür ausgedacht hat. Genau wie im ersten Spiel, das allerdings gleichzeitig mit vielen Problemen zu kämpfen hat, die dem Multimedia-Schiff bei der Jungfernfahrt schon nach der ersten Seemeile so viele Löcher in die Hülle reißen, dass ein Weiterfahren unmöglich scheint.

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Doch statt uns in Untergangsszenarien zu ergehen, fangen wir an dieser Stelle lieber nochmal von vorne an. Das Spiel steckt euch im Jahr 1919 einer alternativen Weltgeschichte in die Rolle von Haroona, einer jungen indischen Frau, die mit einer Gruppierung namens „Die Aufsteiger“ und insbesondere deren Anführer Vincent ein Hühnchen zu rupfen hat. Haroona ist eine sogenannte „Quaestorin“ und kann in die „Der Bruch“ genannte Zwischenwelt eintauchen, die unsere Welt mit einer anderen Dimension verbindet.

Was in Indien ziemlich simpel als Rachemission beginnt, entwickelt sich schnell zu einer weltumspannenden Jagd nach Artefakten, die vor unzähligen Jahren von den „9 Unbekannten“ weggeschlossen wurden und das Schicksal der Menschheit beeinflussen können. Haroona verbündet sich auf ihrem Abenteuer mit dem Geheimbund „Leap Year Society“ und wird oft von dessen Anführer, dem Revolverhelden Luther, auf den Missionen begleitet. Soweit der Plot von Unknown 9: Awakening in sehr (!) vereinfachter Form.

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Ein Bruch im Spiel

Das Spiel ist im Kern ein klassisches Action-Adventure, das Hüpfereien, Klettereien und Kampf-Action gegen Gruppen von Feinden aneinanderreiht. Beim Kampfsystem wird allerdings auf Schießprügel verzichtet. Unknown 9 stellt vielmehr die besonderen Fähigkeiten seiner Heldin in den Mittelpunkt. Haroona ist kein Nathan Drake oder Indiana Jones und vertraut lieber auf ihre übersinnlichen "Bruch"-Fähigkeiten statt auf Waffen. Deshalb seid ihr in den Abschnitten meist schleichend unterwegs – geschützt von hohem Gras, Mauern oder Felsbrocken peilt ihr die Lage, bevor ihr zum Angriff übergeht.

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Die Bruch-Kräfte erlauben euch einige hilfreiche Tricks. Haroonas coolste Fähigkeit, sozusagen die Hauptattraktion des Spiels, erlaubt ihr etwa, kurzzeitig Besitz von Gegnern zu ergreifen. So könnt ihr einzelne Feinde gezielt auf den Rest der Bande hetzen und kettenartig in weitere Widersacher schlüpfen, um möglichst viel Schaden anzurichten. Wie oft das nacheinander klappt, hängt davon ab, wie viele „Sprungmarken“ ihr freigeschaltet habt. Einen Großteil des Spiels müsst ihr jedoch mit nur zwei davon auskommen. Sie laden sich nach Gebrauch durch eure Aktionen aber schnell wieder auf und sind so bei jeder Gegnergruppe mehrfach einsetzbar.

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Außerdem könnt ihr entfernte Gasflaschen und andere explosive Requisiten auf Knopfdruck hochgehen lassen, sobald sich ein Gegner in der Nähe befindet, einen Energieschild aufbauen, um Gewehrkugeln abzuwehren und zurückzuschleudern, oder euch sogar (sehr) kurzzeitig unsichtbar machen, um zwischen die Feinde zu spazieren und beispielsweise einen per Stealth-Angriff direkt auszuschalten. Letzteres funktioniert auch klassisch aus dem hohen Gras heraus.

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Haroona kann aber nicht nur heimlich, sondern mit schnellen oder harten Schlägen auch frontal kämpfen. Zu Beginn wirken die Faustkämpfe sehr ungelenk, doch man findet sich immer besser rein, je öfter man sich prügelt. Aber hier offenbart sich auch ein großes Problem des Spiels. Zwar schaltet ihr durch aufgesammelte Orbs („Anomalien“) mit der Zeit im Fähigkeitenbaum neben Stealth- auch Nahkampffähigkeiten wie Kontern oder Ausweichen frei, die euch theoretisch helfen sollen, doch das Zielsystem ist eine ziemlich wirre Angelegenheit und lässt euch in Verbindung mit der Kameraführung nicht nur immer wieder danebenprügeln, sondern brockt euch auch gerne unnötige gegnerische Hiebe ein.

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Das kann unglaublich nerven. Besonders, wenn mal wieder der letzte Rest Gesundheit weggehauen wird und ihr die Begegnung wiederholen müsst. Etwaige KI-Partner, die euch im Level begleiten, sind auch keine große Hilfe und eher Staffage, um in Dialogen die Geschichte weiterzuspinnen. Man freut sich, wenn der aktuelle Speicherpunkt irritierenderweise mal wieder gleichzeitig mit dem eigenen Ableben gesetzt wurde, weil dabei auch der letzte Gegner draufging, und man beim Game Over direkt nach der Feindbegegnung wieder einsteigt.

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Technik von gestern

Das Kampfsystem ist nicht das einzige Problem von Unknown 9: Awakening. Das Spiel strotzt in der getesteten PS5-Version vor kleinen technischen Patzern, wie etwa kurzen Einbrüchen der Framerate und immer wieder spät ladenden sowie blitzenden Texturen. Was durchaus verwundert, denn die PS5 sollte das locker schaffen, da es grafisch nicht wie ein aktuelles Spiel aussieht und sogar für PS4-Verhältnisse ziemlich veraltet wirkt. Nicht nur in Bezug auf die teils sehr groben Objekte, sondern auch die Animationen: Haroona klettert etwa Felswände und rankenbewachsene Flächen mit flachen Handflächen ohne sichtbare Interaktion mit dem Untergrund wie Spider-Man rauf und runter.

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Die deutsche Synchronisation ist teilweise meilenweit von lippensynchron entfernt, und die Zwischensequenzen mit ihren totäugigen Charaktermodellen sind holprig und steif inszeniert. Die grob aufgelösten Videosequenzen haben sogar durchgehend einen Störstreifen am unteren Rand. Es nützt auch wenig, dass sich das Entwicklerstudio eine bis ins Detail ausgearbeitete Welt ausgedacht hat, wenn man es einfach nicht schafft, die Geschichte schlüssig zu erzählen und die Hintergründe zu erklären. So fragt man sich auch nach der Hälfte des Spiels noch, worum es eigentlich genau geht. Oder man schaltet einfach irgendwann ab und lässt sich von mäßiger Action in vorzeitlichem Technikmantel leidlich gut unterhalten.

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Fazit

Unknown 9: Awakening erinnert mich etwas an diese mittel budgetierten Spiele, wie es sie zu PS3- und Xbox-360-Zeiten massig gab: Man hat eine prima Grundidee, verhaspelt sich aber bei der Produktion und wirft den Titel schließlich mit fehlendem Feinschliff im mittleren Preissegment auf den Markt, weil man sich keine weitere Verzögerung leisten kann. Klar, spielbar ist Unknown 9: Awakening, wenn man sich mit all den Makeln abgefunden hat, die sich ganz schön summieren. Aber ich fragte mich die ganze Zeit, was hätte sein können, wenn man sich nicht mit einem Produkt begnügt hätte, das in dieser Form vor 15 Jahren schon nichts Besonderes gewesen wäre. Die Kämpfe, Schleichmechaniken und Hüpfereien durch Schlauchlevels funktionieren halt irgendwie, doch die Liebe, die in die detaillierte Hintergrundmythologie des vermeintlichen Crossmedia-Universums gesteckt wurde, sucht man im eigentlichen Spiel vergebens. Es ist auch in seiner Erzählung dermaßen ungelenk und inkonsequent, dass es mitunter unfreiwillig komisch wird. So schließt das Spiel anfangs Fähigkeiten weg, die ich durchaus hätte brauchen können, um mir ohne weitere Storyerklärung an einer Stelle, an der es den Designern eben passt, zu sagen: "Übrigens: Du kannst einen Energieschild aufbauen oder dich unsichtbar machen." Gute Tutorials gehen anders. Und in Bezug auf unfreiwillige Komik möchte ich die Stelle hervorheben, wenn Haroona auf Luther trifft, als starke Frau aber die Hilfe des alten weißen Mannes nur sichtlich angeekelt und mit den Worten „Wir werden ja sehen, wer hier wem zur Hand geht“ annimmt. Fünf Sekunden später zwingt mich das Spiel dann aber, mit gedrosselter Geschwindigkeit brav hinter dem alten weißen Mann herzudackeln. Man verwässert also den intendierten Charakter der Hauptfigur durch ungeschickte Inszenierung. Falls ihr irgendwie Interesse an dem Spiel habt, wartet lieber, bis es im 25-bis-30-Euro-Bereich angekommen ist.

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6

Okay

Wirklich schlecht ist Unknown 9: Awakening zwar nicht, aber es ist auch nicht gut. Der Spielspaß ist irgendwo in der Zwischenwelt gefangen.

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Author: Duane Harber

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